Göttinger Sammlung mathematischer Modelle und Instrumente

Japanische Rechenmaschine

Modell 520

Japanische Rechenmaschine
Rubrik:
L II 8

Beschreibung

Japanische Rechenmaschine

Ergänzungen

Ein Abakus, ein "Rechenbrett", ist ein Instrument zum Addieren und Subtrahieren von positiven Zahlen. Es besteht aus einem Rahmen, der verschiedene Stäbe enthält, auf denen Perlen aufgefädelt sind. Diese werden dazu verwendet, Zahlen im Dezimalsystem darzustellen, jeder Stab steht dabei für eine Zehnerpotenz. Ihre Anzahl begrenzt also den darstellbaren Zahlenbereich. Da Abakusse historisch für den alltäglichen Gebrauch, z.B. bei der Berechnung von Preisen auf dem Markt, verwendet wurden und werden, liegen die darstellbaren Zahlen meist im Bereich von Hundertsteln bis zu 100.000ern.

Der Vorteil beim Rechnen mit dem Abakus ist, dass das Ergebnis der Addition oder Subtraktion direkt abgelesen werden kann. Darüber hinaus können mit einem Abakus auch andere Rechenoperationen, wie etwa Multiplikationen, durchgeführt werden. Abakusse lassen sich bei vielen verschiedenen Kulturen überall auf der Welt finden. Auch wenn das Grundprinzip der Anwendung immer das gleiche ist, wurden in den verschiedenen Ländern und Regionen doch unterschiedliche Ausführungen entwickelt.

Modell 520, ebenso wie Modell 489, ist ein "Soroban", ein japanischer Abakus. Typisch für diese ist die Teilung in einen oberen Bereich mit einer Perle und einen unteren, in dem sich je nach Ausführung vier oder fünf Perlen befinden. In der ursprünglichen Version wurden fünf Perlen verwendet, nach 1920 hat sich aber die reduzierte Form mit vier Perlen durchgesetzt. Die obere Perle hat den Wert 5, die unteren je den Wert 1, sodass mit jedem Stab alle Ziffern von 0 bis 9 dargestellt werden können. Der Vorteil davon ist, dass insgesamt weniger Perlen bewegt werden müssen: Um eine 7 darzustellen wird die 5er-Perle und zwei Perlen im unteren Bereich bewegt, also drei Perlen anstelle von sieben. Auf dem Soroban kann so eine hohe Rechengeschwindigkeit erreicht werden. Charakteristisch für ihn sind außerdem die doppelkegelförmigen Perlen, die besonders leicht zu greifen sind. Der Soroban stellt insgesamt eine Weiterentwicklung des chinesischen Suanpan dar, der zwei Perlen im oberen Bereich hat (s. auch Model 871).

Wie bei jedem Abakus ist die Genauigkeit, bzw. der maximal darstellbare Zahlenbereich durch die Anzahl der Stäbe begrenzt. In der klassischen Ausführung hat der Soroban 13 oder 23 Stäbe, das Modell hier hat sogar noch mehr, nämlich 27. In der Grundstellung liegen die Perlen außen am Rahmen an, d.h. die obere Perle befindet sich oben, die unteren Perlen unten. Um Zahlen darzustellen werden die Perlen dann in Richtung der Mittelschiene verschoben. Einige Ausführungen haben auch eine Rückstellmechanik: Per Knopfdruck schieben zwei Stäbe die Perlen zurück in die Ausgangsposition (s. rechts). Von rechts ausgehend ist jeder dritte Stab markiert, z.B. durch einen Punkt am Rahmen oder durch eine farbige Perle. Für die Einer-Stelle gibt es, anders als z.B. beim russischen Stschoty (s. Modell 487 oder 900) keine besondere Markierung. In der Regel wird der erste markierte Stab rechts von der Mitte gewählt. Das Rechnen mit dem Soroban wird auch heute noch in japanischen Schulen unterrichtet.

Text geschrieben von: Julia Bienert

Zum Schaukasten des Modells Kasten Nummer 49

Literatur

Separataband M2 im Mathematischen Institut S. 47.

Elmar Böhlen(2011). Soroban: Rechnen mit dem japanischen Abakus, 1, MEC Service, Überlingen.